Windenergie im Ebersberger Forst
16.04.2021 | Rückblick auf den zweiten Bürgerdialog
Der Abend begann mit einer Zusammenfassung der bisherigen
Geschichte des Projekts und beschrieb den möglichen, langen Weg, der vor dem
Bau der fünf Windräder liegen wird, sollte der Bürgerentscheid positiv
ausfallen. Denn es ist keineswegs so, dass mit dem Votum auch gleich eine
Baugenehmigung erteilt wird. Stimmen die Bürgerinnen und Bürger zu, so nutzt
der Landkreis erst einmal die ihm zur Verfügung stehenden Chancen, um gemeinsam
mit den Staatsforsten die Anzahl der Windräder im Forst auf die Gesamtzahl von
fünf zu begrenzen.
Ist das geschehen, beginnt ein umfassendes Prüf- und
Genehmigungsverfahren und möglicherweise auch eine rechtliche
Auseinandersetzung. Denn dass die Pläne auch noch einmal beklagt werden, ist
für den Landrat angesichts der Erfahrungen anderer Projekte in anderen Landkreisen
schon sicher.
Anschließend erläuterte Dr. Willie Stiehler, Geschäftsführer
der Energieagentur Ebersberg-München, die Bedeutung des Klimawandels als
Bedrohung unserer Lebensgrundlagen. Auf ihn folgte Dr. Lisa Rütgers, die in
ihrer Funktion als Klimaschutzmanagerin des Landkreises Einblicke in den Stand
der Energiewende gab und dabei das Delta zwischen Anspruch und Wirklichkeit
verdeutlichte. Dabei wurde klar, dass die Windräder im Ebersberger Forst einen
Schritt hin zur Erreichung der Klimaziele des Landkreises bedeuten werden –
allerdings den konsequenten Ausbau aller Formen der erneuerbaren Energien in
den nächsten Jahren nicht ersetzen.
Insofern stellen die Windradplanungen im Forst auch kein „entweder
hier oder woanders" dar, sondern sind ein zentraler und ergänzender Beitrag zur
Energiewende im Landkreis, wie auch bereits zuvor Landrat Robert Niedergesäß
betonte.
Allgemeine Informationen rund um die Windenergie vermittelte
Günter Beermann vom gleichnamigen Münchner Ingenieurbüro, das unter anderem das
erste Windrad in München-Fröttmaning plante.
Deutlich kritischer ist die Haltung der Unteren
Naturschutzbehörde, die durch Frank Burkhardt vertreten war. Er verdeutlichte
in seinem Vortrag die Bedeutsamkeit des Waldes und des Ökosystems und zeigte
auf, welche Eingriffe die Windräder in dieses System bedeuten könnten. Eine
Frage, die im erst nach dem Ergebnis des Bürgerentscheids angestoßenen
Genehmigungsverfahren abschließend geklärt wird. Denn ob am Ende die fünf
Windräder wirklich realisiert werden können, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt
noch nicht klar. Spricht aus artenschutzrechtlicher Sicht zu viel gegen die
Windräder, werden sie auch nicht gebaut. Diese Klarheit bringen aber erst die
Untersuchungen im Genehmigungsverfahren.
Wie sich der Wald im Laufe der letzten mehr als 100 Jahre
verändert hat, war Thema des Vortrags von Dr. Heinz Utschig von den Bayerischen
Staatsforsten. Er erinnerte an die Zäsur, die sich in den 1890ern durch den
Befall der Nonne, einer Schmetterlingsart, ergeben hatten. Seitdem hat sich im
Wald viel getan, wie der Förster betont. Insbesondere der Waldumbau hin zu
einer besseren Durchmischung ist im vollen Gange.
Die Vorträge endeten mit der Vorstellung der
Visualisierungen durch Prof. Dr. Sören Schöbel-Rutschmann vom Fachbereich
„Landschaftsarchitektur regionaler Freiräume" an der Technischen Universität
München. Sein Ziel: Den Eindruck der Windräder in alltäglichen Situationen
wiederzugeben: Wie wirken sie von bekannten und markanten Stellen rund um den
Forst?
Anschließend begann die Bürgerrunde mit zahlreichen Fragen
rund um Technik, Klimawandel und das Landschaftsschutzgebiet.
Der dritte und letzte Bürgerdialog findet am 28. April statt.
- Dr. Willie Stiehler: Wege aus der Klimakrise
- Dr. Lisa Rütgers: Energiewende im Landkreis Ebersberg
- Günter Beermann: Stand der Technik Windenergie
- Frank Burkhardt: Das Landschaftsschutzgebiet Ebersberger Forst
- Dr. Heinz Utschig: Der Ebersberger Forst
- Prof. Dr. Sören Schöbel-Rutschmann: Die Visualisierungen
- Eine Aufzeichnung der Veranstaltung finden Sie hier.