Wenn Windräder leiser werden

28.04.2021 | Minister Altmaier entschuldigt sich
Wenn ein Bundesminister sich entschuldigt und Aufklärung verspricht, dann ist wirklich etwas vorgefallen. So ist es auch im Fall von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und dem Rechenfehler beim Thema Infraschall bei Windrädern. Denn statt eines Schalldrucks von 100 Dezibel, der bisher seitens einer Bundesbehörde genannt wurde, erreichen Windräder nur 64 Dezibel. Ein Fehler, der in den letzten zwölf Jahren gewaltige Konsequenzen für den Ausbau der Windenergie in ganz Deutschland gehabt haben dürfte – und sie vermutlich sogar stark behindert hat.
 
Denn der Infraschall ist eines der Themen, das die Menschen beim Bau von Windenergieanlagen besonders stark bewegt. Dem Schall, der in einem für Menschen in einem nicht hörbaren Bereich liegt, werden allerlei gesundheitliche Risiken nachgesagt. Dabei sind die Menschen in ihrer eigenen Umwelt permanent umgeben von Infraschall und tieffrequenten Geräuschen. Diverse Studien haben gezeigt, dass eine körperliche Wahrnehmung von Infraschall bei sehr niedrigen Frequenzen (unter 16 Hertz) erst ab ca. 90 Dezibel möglich ist.
 
So können z.B. Föhnwinde, schwerer Seegang oder aber auch das Abrollgeräusch von PKW- oder LKW-Reifen einen Schalldruck von über 100 dB erreichen. Die Insassen eines fahrenden PKW sind etwa 120 Dezibel ausgesetzt (bei 20 Hertz). 100 Dezibel ist auch der Wert, den das Bundesamt Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in seiner 2009 erstmals veröffentlichten Studie „Der unhörbare Lärm von Windkraftanlagen" benennt. Und der ist offenbar falsch.
 
Nach einem Bericht des Bayerischen Rundfunks, der inzwischen von diversen Medien und dem zuständigen Bundeswirtschaftsministerium bestätigt wurde, hatte sich Stefan Holzheu vom Zentrum für Ökologie und Umweltforschung der Uni Bayreuth bereits im Jahr 2020 an die Behörde gewandt, um auf Unstimmigkeiten in der Studie des BGR hinzuweisen. Dort war die Belastung durch Infraschall infolge einer falschen Berechnung mit 100 Dezibel angegeben. Korrekt sind aber 64 Dezibel.